Epigenetik

DNA - Erfahre wie Stress die Gene beeinflusst
Du beeinflusst dein Epigenom durch deinen Lifestyle nachhaltig.

Unser Genom – Schlüssel des Lebens!

Nach aktuellem Wissensstand hat eine Spinne bis zu  60.000 Gene. Wir weisen nur etwa 25.500 aktive Gene auf und können dennoch auf eine komplexere Entwicklung zurück schauen, was deutlich macht, dass die Steuerung und Regelung unserer Gene komplizierter ist als es auf den ersten Blick scheint. 

Epigenetik als Teilgebiet der Genetik beschreibt die Erforschung der Umwelteinflüsse auf unsere Gen-Regulation.

Wie Stress unsere Gene beeinflusst und wie du dagegen vorgehen kannst, wollen wir uns in diesem Artikel ansehen.

Wusstest du, dass Stress unser Genom langfristig beeinflusst?

Wusstest du, dass wenn du in der frühen Kindheit viel unter Stress gelitten hast, dann heute immer noch anfälliger bist für Stress als andere, weil deine epigenetischen „Stress-Mechanismen“  defekt sind? Dies haben Forscher des MPI für Psychiatrie in München herausgefunden und mit interessanten Studien belegt (Quelle:https://www.mpg.de/431776/forschungsSchwerpunkt).

Dies hat  auch nachhaltige Auswirkungen auf unsere innere Widerstandskraft, unsere Resilienz (Mehr zu Resilienz hier).

Das Genom des Menschen

Das Genom eines Menschen bezeichnet die Gesamtheit aller Gene, die im Erbgut vorhanden sind. Unser Genom besteht aus einer Abfolge von nur 4 chemischen Grundbausteinen, die einen Code bilden, der dann innerhalb der Zelle als Bauplan für sämtliche Proteine dient, die uns als Lebewesen ausmachen.  

Im Jahr 1990 begann die Human Genome Organisation (HUGO) als weltweites 3 Milliarden Dollar schweres Forschungsprojekt zur Entschlüsselung des menschlichen Genoms ihre Arbeit und verkündete 2003, dass das menschliche Genom ca. 21 000 Gene aufweist, welche für Proteine codieren. 

Nach aktuellen Erkenntnissen aus 2022 enthält das menschliche Genom ca. 25.500 Gene. 

Weit weniger als der Wasserfloh oder Spinnentiere. Seltsam aber wahr! 

Diese Entschlüsselung wird sicher nicht die letzte bleiben. Die Genomforschung ist ein weites Feld!

Die Entdeckung des vollständigen menschlichen Genoms in den 80er Jahren wurde von Walter Gilbert als absoluter Gamechanger zur Erforschung aller menschlichen Funktionen betrachtet. 

Im Jahr 2000 als der damalige US-Präsident Bill Clinton das erste entzifferte Human Genom präsentierte,  kam die Biologin C. Nüsslein-Volhard jedoch zu der Ansicht, dass wir dennoch nichts wissen. Die Heilung von Krankheiten wie Diabetes oder Alzheimer war damit noch nicht näher gerückt. Und wie recht sie behalten sollte, machen aktuelle Kenntnisse der Epigenetik deutlich!

Verabschiede dich vom genetischen Fatalismus! Du beeinflusst dein Epigenom!

Lange Zeit nahm man an, dass die Gene die Eigenschaften eines Organismus prägen, aber mittlerweile belegen viele Studien der Epigenetik, welche die Erforschung von Umwelteinflüssen auf unsere Gene zum Ziel haben, dass die Umwelteinflüsse (v.a. auch Stress und Ernährung) auf unser genetisches Material modifizierend wirken und folglich Krankheiten (z.B. Diabetes, Krebs) hervor rufen können.

Merke: Nicht nur deine Gene prägen dich, sondern auch du mit deinem Lifestyle die Wirkung deiner Gene! 

Wir wissen schon lange, dass Dauerstress das Risiko erhöht an Krankheiten wie Diabetes, Demenz, Krebs oder Herzinfarkt zu erleiden. Den missing link dazu liefern uns epigenetische Studien, die die Regulation unserer Gene untersuchen.

Deine Zellen besitzen zwar alle die gleiche Erbinformation, nutzen aber je nach Funktion unterschiedliche Bereiche des Erbguts (DNA). Bestimmte Bereiche sind aktiv und andere deaktiviert. Eine Muskelzelle nutzt  aufgrund ihrer Funktion andere aktive Gene als eine Nervenzelle. Die Umgebung deines Erbguts (DNA) durch umgebende Moleküle führt zur Aktivierung oder Deaktivierung bestimmter Bereiche, sodass Gene an- und abgeschaltet werden können.

Merke: Gene können an- und abgeschaltet werden.

Die Epigenetik erforscht also, welche Faktoren diese Regulation der Gene steuern.

Wie Stress dein Epigenom beeinflusst

Äußere Einflüsse wie Umweltgifte, falsche Ernährung, Infektionskrankheiten und auch Stress können diese Aktivierung beeinflussen

Stresshormone aus der Gruppe der Glucocorticoide schreiben das Epigenom deiner Körperzellen um, wenn sie dauerhaft erhöht ausgeschüttet werden. In Folge dessen kann es zu Fehlkodierungen kommen, das Verhalten von Zellen und Geweben kann negativ beeinflusst und spätere Krankheiten begünstigt werden. 

Der bekannteste Mechanismus ist dabei die Methylierung. Dabei lagern sich sogenannte Methylgruppen als „Marker“ an die Erbsubstanz an und legen damit fest wie ein Gen abgelesen wird. Methylierte Cytosine der DNA fungieren dann beispielsweise als Ausschalter der nachfolgenden Gensequenz, weil diese Sequenzen nicht abgelesen und in ein Protein übersetzt werden können. Sind z. B. Reperaturenzyme gegen Krebszellen betroffen, können sich Krebszellen ungehindert vermehren.

Solche Markierungsmuster sind Epigenome!

Und du hast es in der Hand wie deine Gene reguliert werden! 

Fakten:

  • Somit erlangen deine Zellen in Folge von unterschiedlichen Einflüssen von außen verschiedene Eigenschaften, obwohl sie ursprünglich die gleichen Voraussetzungen hatten. 
  • Das Methylierungsmuster variiert von Mensch zu Mensch, von Zelle zu Zelle und während der unterschiedlichen Lebensphasen. 
  • Viele Krebsarten basieren darauf, dass die Gene für Reperaturenzyme ausgeschaltet werden.

Bei Tumoren lassen sich regelmäßig gehäufte DNA-Methylierungen nachweisen laut Priv.-Doz. Dr. med. Heinz Linhart vom Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen Heidelberg. Er hat mit seinem Team bereits ca. 1500 Positionen ausmachen können, in denen gehäuft tumorassoziierte Methylierungsveränderungen auftraten (Quelle: Ärzteblatt, Archiv, 12/ 2012, Artikel Epigenom: Dompteur der Gene). 

Dein Epigenom ist also geprägt von deinem Lebensstil und kann durch positive und negative Gewohnheiten und Routinen beeinflusst werden. 

Zusammenfassung:

  • Äußere Einflüsse wie Stress beeinflussen die Regulation deiner Gene.
  • Deine Gewohnheiten prägen dein Epigenom (Mehr hier: Gewohnheiten ändern leicht gemacht).
  • Die beste Therapie gegen epigenetische Stressfolgen ist Prävention und Stressabbau. 
  • Du prägst mit deinem Verhalten nicht nur dein Epigenom, sondern auch das deiner Kinder.

Was du tun kannst?!

Viele Menschen haben Stress im Alltag. Du sicher auch. Unter starken Belastungen suchen wir uns gezielt Belohnungen und Ablenkungen, die sich meist in ungesunden Gewohnheiten wider spiegeln. Das Gläschen Wein am Abend, die Tüte Chips auf dem Sofa beim Fernsehen, die schnelle Zigarette in der Pause… .

Stress im Alltag fördert solche ungesunden Gewohnheiten, weil uns ein gezielter Ausgleich fehlt. Leider führt das wie oben erwähnt zu negativen Folgen für unser Epigenom.

Dem können wir entgegen wirken. Wie?

#1: Bewegung und Sport: Sportliche Aktivitäten helfen dir Stresshormone abzubauen und beeinflussen langfristig positiv mehr als 4000 Gene in den Muskelzellen. Du erlangst Energie, veränderst dein Fettgewebe und schützt dich gleichzeitig vor Zivilisationskrankheiten wie z.B. Diabetes.

#2: Meditation: Laut Forschungsberichten konnten durch Meditation sehr positive Effekte auf unser Epigenom erzielt werden: Körper und Geist kommen zur Ruhe, Emotionen können verarbeitet und reguliert werden. Auch Entzündungen können nachweislich reduziert werden. Eine Methode, die es zu versuchen gilt. Mehr dazu hier.

#3: Ernährung: Manchmal brauchen wir Soulfood, um unseren Alltag zu meistern. Aber trotz der vielen Anforderungen sollten wir uns darauf besinnen, dass gesundes Soulfood zwar meist mehr Zeit erfordert, aber nicht nur Geist und Seele gut tut, sondern auch unserem Epigenom.  Mehr erfahren!

#4: Gute Beziehungen: Unterhalte gute Beziehungen, denn auch soziale und emotionale Stressoren können negative Auswirkungen auf dein Epigenom haben. Fühle in dich hinein und versuche den Kontakt zu Menschen, die dir nicht gut tun, zu minimieren. 

#5: Regeneration: Die Regeneration ist für Körper und Geist entscheidend, um zur Entspannung zu finden. Besonders wichtig ist die nächtliche Regeneration, da nachts die Zellen regenerieren, Schadstoffe abgebaut und neue Zellen aufgebaut werden. Achte auf regelmäßige Pausen im Alltag, aber vor allem auf genug Schlaf. 

Hast du noch kleine Kinder, wo die Nachtruhe oft nicht gewährleistet ist, versuche ab und an die nächtliche Verantwortung an deinen Partner abzugeben, damit du auch einmal in den Genuss einer regenerierenden 8-Stunden-Luxus-Nacht kommst!

Denn deine Familie ist nur so stark, wie du bist!

Mein Fazit, es lohnt sich also epigenetisch betrachtet mehr gesunde Gewohnheiten im Alltag zu etablieren, um die Folgen der alltäglichen Stressbelastungen langfristig gering zu halten. 

Mehr Tipps zum Stressabbau findest du hier oder in meinem Buch.

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Kategorisiert in Stress
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